Einleitung

Feng Ziyou ist der politische Name von Feng Maolong (Ziyou bedeutet Selbstbestimmung). Feng Maolong wurde 1882 in Nanhai bei Guangzhou geboren und nahm aktiv an den revolutionären Bemühungen am Ende der Qing Dynastie (1644-1911) teil. Er diente in der Übergangsregierung direkt nach der Revolution von 1911, war stets kritisch gegenüber der Kommunistische Partei Chinas eingestellt aber auch kein Befürworter ihrer brutalen Unterdrückung. In den 1930er und 1940er Jahren schrieb er die „Anekdoten der Revolution“ Geming yishi 革命逸史, ein Sammlung von Anekdoten und Beobachtungen zur Revolution von 1911.

Übersetzung

Der Ursprung von geming

Bevor die Gesellschaft zur Wiederbelebung Chinas 1895 gescheitert war, verwendeten die chinesischen Revolutionäre*innen noch nicht das Wort geming. Vom Taiping Reich bis hin zur Gesellschaft zur Wiederbelebung Chinas benutzten sie „Rebellion“ [zaofan], „Aufstand“ [qiyi] oder 

„Restauration“ [guangfu]. Als die Gesellschaft zur Wiederbelebung Chinas dann im November 1895 in Guangzhou scheiterte, flohen Präsident Sun [Yat-sen], Chen Shaobai und Zheng Bichen von Hongkong nach Japan. Sie kamen mit dem Boot in Kōbe an und an Land kauften sie sich japanische Zeitungen. Darin titelte eine: „Der Präsident der revolutionären [geming] Partei Chinas [Zhina] erreicht Japan“. Der Präsident sagte zu Shaobai, das Wort geming kommt aus dem Buch der Wandlungen: „Das Mandat des Himmels von Kaiser Tang und Wu wandelte sich [geming bezeichnet dort den Übergang des Mandats des Himmels von einem auf einen anderen Kaiser], diese Wandlung erfolgt durch den Himmel und antwortet auf die Menschen.“ Nun nennen die Japaner*innen uns die revolutionäre Partei und dies ist wirklich passend. Wir können uns von nun an „Revolutionäre Partei“ nennen. Anfänglich hatten die Japaner das englische Wort „revolution“ mit geming übersetzt, was sie aus dem Buch der Wandlungen entlehnten, wo es den Übergang des Mandats des Himmels [geming] von Kaiser Tang und Wu bezeichnet. Ursprünglich bezeichnet es nur eine politische Umwälzung und daher heißt es dort: „das Mandat des Königs ändern [geming]“, oder „wechselt der König seinen Nachnamen, so wandelt sich das Mandat des Himmels [geming].“ Nachdem sich diese Übersetzung erst etabliert hatte, wurden alle großen politischen oder gesellschaftlichen Umwälzungen geming genannt. Heute folgen die Chines*innen dieser Verwendungsweise.

Worterklärungen

Die Gesellschaft zur Wiederbelebung Chinas (XingZhonghui 興中會) wurde am 24.11.1894 von Sun Yat-sen in Honolulu gegründet und dann 1905 in die Revolutionäre Schwurgemeinschaft (Tongmenghui) überführt.

Ge qi wangming 革其王命: Diese Phrase stammt aus dem Kommentar von Kong Yingda zu Buch der Wandlungen und ist Teil der Erklärung der bereits zitierten Phrase, nämlich „ Die Revolutionen der Könige Tang und Wu folgte dem [Willen des] Himmels und antwortete auf [die Bedürfnisse] der Menschen.“ Sie ist hier so zu verstehen, dass die Könige Tang und Wu die zum Gesetz gewordenen Befehle ihrer tyrannischen Vorgänger widerriefen und neue Ordinanzen verkündeten.

Guangfu 光復 bedeutet Restauration im Sinne der Wiederherstellung eines vorherigen Zustandes. Gemeint ist hier das China, das noch nicht von dem mandschurischen Qing Herrscherhaus regiert wurde. Sicherlich bezieht sich die Verwendung von guangfu hier auf die damals aktive Guangfuhui und der Name kommt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Zhang Binglins Vorwort zu Die Revolutionsarmee von Zou Rong, „Außerdem ist mir folgendes zu Ohren gekommen: Ein Konflikt derselben Rasse ist eine Revolution. Ein Konflikt zwischen verschiedenen Rassen ist Vernichtung. Das politische System einer Rasse zu ändern ist eine Revolution. Eine fremde Rasse zu vertreiben, ist eine Restauration (guangfu).“

Qiyi 起義 war im klassischen Chinesisch eher ungebräuchlich und kam fast immer in retrospektiv ausgerichteten Geschichtsdarstellungen zur Anwendung, wo er den Aufstand eines zukünftigen Kaisers bezeichnete.

Zaofan 造反 war im klassischen Chinesisch auch nicht sehr verbreitet, schließt aber semantisch an eine ganze Schar von Begriffen an, die von unten kommende kleinere Proteste, Aufstände oder echte Umsturzversuche bezeichneten.

Originaltext

革命二字之由來

在清季乙未年興中會失敗以前,中國革命黨人向未採用“革命”二字為名稱。從太平天國以至興中會,黨人均沿用“造反”或“起義”,”光復”等名詞。及乙未九月興中會在廣州失敗,孫總理,陳少白,鄭弼臣三人自香港東渡日本,舟過神戶時,三人登岸購得日本報紙,中有新聞一則,題曰支那革命黨首領孫逸仙抵日。總理語少白曰,“革命”二字出於易經:“湯武革命,順乎天而應乎人”一語,日人稱吾黨為革命黨,意義甚佳,吾黨以後即稱革命黨可也。按日人初英文Revolution為“革命”,但揆諸易所湯武革命之本意,原專指政治變革而言,故曰“革其王命”,又曰“王者易姓曰革命”。自譯名既定,於是關於政治上或社會上之大變革,咸通稱曰革命。今國人遂亦沿用之。


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